In diesem Jahr hatten rd. 50 Yachten gemeldet. Wohl aufgrund der Windvorhersage sagten im Vorfeld 5 Yachten wieder ab. Es war West 5-6 Bft. in Böen 7 Bft. angesagt. Und die Windvorhersage traf auch ein. Gestartet waren letztendlich 40 Yachten, davon im Ziel angekommen sind 31. Aber der Reihe nach. Für uns war es die erste Regatta der Saison, neu an Bord Frauke und Oliver, die bislang nur den Wannsee in Berlin als Segelrevier kannten. Für beide also ein Crash-Kurs in Sachen Ostsee-Cup, allerdings ohne Crash. Nach fast 10 Monaten Abstinenz vom Segeln stellte sich mir die bange Frage: „Hatten wir alles verlernt?“ Zum Nachdenken blieb keine Zeit. Bei flotten 6 Bft. aus West wurde die Regatta in zwei Startgruppen um 19:00 Uhr gestartet. Ich entschied mich für einen Start am Startboot und das klappte schon mal gut. Die SY „Auszeit 1.0“ aus unserer Gruppe war noch besser weggekommen. Die SY „Ohlala“ mit den Mädels um Hanne Schäfer und Katja Schmütsch, hielt sich noch zurück. Es sollte nicht der Tag der „Ohlala“ werden. Kurz nach dem Start riss bei ihnen das Fockfall, konnte aber durch das Reservefall ersetzt werden. Die SY „Extra-3“ fuhr auf ausweichplichtigem Bug quer durch das Feld. Sie nahmen der SY „Na Und“ das Wegerecht und trafen voll das Bootsheck der SY „ Na Und“. Wie Stefan Meining später erzählte, entstand hierbei ein größerer Schaden am Schiff (siehe Fotos) was zum Abbruch der Wettfahrt kurz nach dem Start führte. Die SY „Extra-3“ segelte weiter, wurde aber später verständlicher Weise disqualifiziert. Proteste sind ja eher die Ausnahme im Ostsee-Cup. Toi, Toi Toi, dass die „SY Na Und“ wieder zur Travemünder Woche dabei ist. In diesem Jahr habe ich auch Geduld lernen müssen, da wir aufgrund notwendiger Reparaturen erstmalig zu Pfingsten Segel setzen konnten.
Für das Gesamtfeld ging es nach der Startkreuz zunächst auf einem kurzen Schenkel nach Pelzerhaken. Wieder an der Tonne Neustadt 1 angekommen, segelten die großen Yachten nach Offentief (Wismarbucht) und die kleineren Yachten zur Tonne T1 im Lübeck-Gedser Weg. Es ergab sich eine rechnerische Kurslänge (ohne Kreuzanteil) von rd. 48 SM für die großen Yachten und rd. 40 SM für uns. Die liebe Konkurrenz war noch in direkter Nähe. Am Leefass nach 8 SM entschloss sich die SY „Ohlala“ nach rechts zu fahren während wir nach links fuhren und mit Reffen beschäftigt waren. Später wendeten wir und lagen deutlich in Luv von „Ohlala“ und kurzfristig sogar auch vor dem Favoriten in OSC III, der SY „Auszeit – 1.0“. Im Laufe der langen Kreuz bekam ich mal wieder große Bedenken, was die Am Wind Qualitäten meines Schiffes anging. Wir verloren nämlich unsere gesamte Höhe gegenüber Ohlala und segelten bald im Kielwasser der Mädels, die enteilt schienen. Doch sie hatten große Probleme. Das Ersatz-Fockfall war ebenfalls gerissen, was das Ende der Regatta bedeutete. Zu allem Übel war auch das Großfall verklemmt und so konnte das Großsegel nicht geborgen werden. Unter Motor (daher auch die sagenhafte Höhe der Ohlala) fuhr die Crew unter Land. Dort ließ sich die unerschrockene Katja am Spifall in den Mast ziehen (und das bei 6 Bft und entsprechendem Seegang), um das Großfall zu kappen. Das Großsegel hatte das lange Schlagen im Wind nicht unbeschadet überstanden. Für diesen mutigen Einsatz bekam die Ohlala Crew dann bei der Siegerehrung eine Kiste Sekt und die Anerkennung aller Teilnehmer. Bei uns hielt zum Glück alles und mit Hilfe der neuen Crewmitglieder klappten sogar das Schiften bei 6 Bft., heftiges Geigen vor dem Wind inclusive. Gegen 23.30 Uhr machten wir uns dann zur zweiten Runde von Tonne Neustadt zur Tonne 1 auf. Der Wind hatte merklich abgeflaut und nach einigem Hin-und Her entschloss ich mich, vor dem Wind auf Genua 1 zu wechseln. Dankenswerter Weise hatte der Wind ein Einsehen für diese absolute Fehlentscheidung und nahm wieder zu. Also Kommando zurück und erneuter Wechsel auf Genua 3. Wir hatten zum Glück genug Zeit. Am Leefaß wehte es dann wieder mit 25 knoten, was wir niemals mit Genua 1 hätten segeln können.
Auch wenn die Lübecker Bucht einfach navigatorisch aufgrund der Leuchtfeuer in der Nacht zu segeln ist, ist das Regattasegeln bei Nacht nicht leicht, da man ja keine Ahnung hat, wie man zur Konkurrenz liegt. Und die segelte auf und davon. Der Favorit in unserer Gruppe die SY „Auszeit 1.0“ hatte im Ziel 13 Minuten Vorsprung nach rd. 8,5 Stunden herausgesegelt, berechnet war das über eine halbe Stunde. Es war schon wieder hell, als wir die Regatta im Clubhaus ausklingen ließen und beobachten konnten, wie die letzten Yachten um 5:30 Uhr im Ziel eintrafen. Die Nachtruhe war also dementsprechend kurz, denn zum Frühstück empfiehlt es sich pünktlich gegen 9:00 Uhr zu erscheinen. Bei der Siegerehrung bekam jede Crew einen Erinnerungs- bzw. Punktpreis. Eine nette Geste wenn nicht nur die platzierten Yachten aufgerufen werden. Gratulation an die Sieger :
OSC I SY Fru Hansen Frank Haßler
OSC II SY Tsunami Lutz Pouplier
OSC III SY Auszeit 1.0 Guido Moritz
OSC IV SY Nossa Holger Hagemeister
OSC V SY Cedo Nulli Dieter Schorling
Und mein Fazit aus der Regatta: Einmal pro Jahr kann man sich regattatechnisch die Nacht um die Ohren schlagen, auch wenn die Kurslänge schon eine Herausforderung darstellte. Die Organisation an Land und auf dem Wasser war wie immer sehr gut. Ich denke auch im nächsten Jahr wird die SY „Auszeit 1.0“ in unserer Gruppe gewinnen – egal wir sind wieder dabei.
Andreas Peschlow
SY Celestine
Klasse Fotos von Carsten Schultz hier klicken
und dieses Jahr Neu : Video der Regatta ebenfalls von Carsten hier klicken
(Berichtsfoto Jürgen Klatt SY Jacaranda)
Ergebnisliste im Anhang