Um es vorweg zu nehmen : Die Rödby Regatta ist eine mit viel Herzblut organisierte Regatta im Ostsee-Cup. Schade eigentlich, dass sich dies nicht in entsprechenden Meldezahlen widerspiegelt. Die Veranstalter rund um Karl Schmütsch und sein Team hätten es verdient. Die OSC Gruppe 3 war aber gut vertreten und dieses Jahr standen wir zusätzlich unter „Strom“.
Die Anreise von Travemünde nach Heiligenhafen war wie immer ein schönes Segelerlebnis, da wir den Motor nach drei Stunden ausschalten konnten. In der Segelvereinigung Heiligenhafen trafen wir dann auch die Mädels von der Ohlala, die eine Woche zuvor Rund Fehmarn eindrucksvoll gewonnen hatten. „First Ship home“ über alle OSC-Gruppen war schon eine tolle Leistung. Hanna verriet mir, dass die damals herrschenden Strömungen rund um die Insel konsequent ausgenutzt wurden. Mit Strom hatte ich zugegebener Maßen auf der Ostsee noch nie kalkuliert. Das hat sich nach der Rödby Regatta erheblich geändert.
Lt. Ausschreibung sollte es Frühstück in Heiligenhafen und Freigrillen in Rödby geben. Das stimmte wie jedes Jahr nicht, denn es gab ergänzend Frühstück auch in Rödby und Freigrillen am 2. Tag auch in Heiligenhafen. Bei der Steuermannsbesprechung wurde bekannt gegeben, dass aufgrund der sehr schwachen Windverhältnisse der Versuch einer Regatta mit dem Ziel Rödby unternommen werden sollte, da einerseits alle Utensilien der Grillparty schon vor Ort in Rödby waren und andererseits die Rückregatta am Folgetag durchgeführt werden sollte. Zur Not müsste eben nach Rödby „hoch am Diesel“ gefahren werden. Pünktlich um 10:00 Uhr wurde das Feld mit einem Spinnacker-Start auf die Reise geschickt. Die großen Yachten zogen auch bei dem sehr leichten Wind auf und davon, während wir kleineren Boote uns an der 1. Bahnmarke wieder trafen. Von dort gab es eine Kreuz zur Nordost Spitze der Insel Fehmarn (Westmarkelsdorf) und damit die Entscheidung links auf die offene See oder rechts unter Land zu fahren. Zum Nachmittag war aufkommender Westwind angesagt und so dachte ich gut daran zu tun, links dem Wind entgegen zu segeln, während alle anderen ihr Glück bei 1 Bft. unter Land versuchten. Im Anfang sah alles noch sehr gut aus, aber das blieb nicht so. Der Wind setzte überall gleichmäßig ein und unter Land zogen die Yachten auf und davon, während unsere zusätzlich gewonnene Höhe gar nichts nutzte. Abgeschlagen erreichten wir Westmarkelsdorf als Vorletzter und setzten Spi. Zum Ziel (abgekürzte Bahn) waren es noch rd. 6 SM - wir hatten dafür bis zum Zeitlimit 4 Stunden Zeit. Der Wind flaute wieder ab und bald dümpelten wir mit 2 Knoten am Log Richtung Ziel. Das Zielschiff schon in Blickkontakt (ca. 1 Sm) setzte Regen ein. Die Mannschaft flüchtete unter Deck, während ich dem Platzregen mit Öljacke trotzte. Mit dem Regen war der Wind und die Fahrt bei Null angekommen. Gleichwohl erreichte mich aus der Kajüte die Frage, warum ich nun zurückfahren würde. Der Bug zeigte zwar weiterhin Richtung Zielschiff, auf dem Plotter bewegten wir uns aber mit 1 Knoten in die entgegengesetzte Richtung. Die Erklärung war der herrschende Strom. Die Meile bis zum Ziel wurde so unüberbrückbar. Gerhard schlug Ankern vor (hatte ich noch nie in einer Regatta gemacht). Dies war aufgrund der Wassertiefe aber nicht möglich, daher setzten wir den Motor in Gang und trafen gegen 21.00 Uhr in Rödby ein. Mit uns hatten viele Yachten aufgegeben - in unserer Gruppe erreichte nur Ohlala mit zuletzt 0,2 SM über Grund das Ziel. In Rödby erwartete uns schon Grillmeister Jan Peters, der mit seiner Adamas nicht nur in Gruppe V einen Tagessieg ersegelt hatte, sondern auch „first ship home war“. Rödby ist zugegebener Maßen kein „Highlight“, was den Hafen angeht. Die Grillparty und ausgiebiges Duschen ließen die nervende Tagesetappe rasch vergessen.
Die Wettfahrtleitung entschied am Pfingstsonntag die ausgeschriebene Bahn zu segeln. Das hieß für die „Großen“ ein Kurs in die Hohwachter Bucht, während die „Kleinen“ die kürzere Strecke entlang der Westküste von Fehmarn segeln sollten. Wieder Spi-Start und halbwinds bis zur ersten Bahnmarke. Die Yachten Ohlala und Lulu waren einfach etwas schneller und wir hatten auch auf dem Raumgang nach Heiligenhafen klar das Nachsehen. Celestine läuft eben erst ab 3-4 Bft. Trotzdem konnten wir die SY Lulu bis zur vorletzten Bahnmarke einholen und segelten in einer spannenden Kreuz noch einen Vorsprung heraus. Berechnet fehlten aber nach 6 Stunden gesegelter Zeit 2 Minuten zu Platz 2. Ohlala hatte wieder mit eindrucksvollem Vorsprung gewonnen. Herzlichen Glückwunsch an Hanna und ihr Team. Zum Abschluss gab es dann noch einmal Freigrillen in Heiligenhafen und die Siegerehrung. Gerhard und ich löcherten die erfolgreiche Crew der SY Blond mit Fragen zu Trimm und Segelkunde. Meine Freundin Anja kam dann noch spontan nach Heiligenhafen und wir hatten eine sehr schöne Rücküberführung nach Travemünde bei besten Segelbedingungen. Das hätten wir uns auch zur Regatta gewünscht. Egal, wir haben wirklich einen tollen Kameradschaftsgeist in Heiligenhafen / Rödby erfahren und werden im nächsten Jahr bestimmt wiederkommen. Vorher gibt es ein Wiedersehen zu Rund Fehmarn im August.
Bis dahin eine gute Zeit wünscht Andreas Peschlow SY Celestine
Ergebnisse siehe Anhang. Fotografische Impressionen finden Sie hier